Das Netzwerk „Comic in Bayern“ wurde im Sommer 2022 von den Comic-Schaffenden Anna Fuchs, Jutta Pilgram, Dominik Wendland und Barbara Yelin gegründet. Das Ziel: die Comic-Szene im Freistaat in all ihren Facetten zu stärken.
Im Rahmen des „Neustart-Pakets Freie Kunst„ erhielt das Netzwerk erstmals 2022 vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eine umfangreiche Förderung. Als Projektträger stieg die Illustratoren Organisation e.V. ein.
Den Auftakt der Initiative machte ein Netzwerktreffen im Herbst 2022. Es trug den Titel „Establishing Shot“, ein Begriff, der die Einstiegszene im Comic bezeichnet. Mehr als 50 Comic-Schaffende kamen zusammen, arbeiteten gemeinsam und formulierten ihre Forderungen: „Wir brauchen mehr Sichtbarkeit, Förderung, Vernetzung und Diversität!„ Im Herbst und Winter folgte eine Lesungsreihe mit dem Titel „Talking Heads“. Dafür luden etablierte Comicschaffende jeweils zwei Kolleg*innen in ihre Ateliers in München, Nürnberg, Augsburg und Erlangen ein, stellten ihre Werke vor und erlaubten einen Blick in den Schaffensprozess. Als drittes Format fand im Februar 2023 das Symposium „Bilder für das Unsichtbare – Comic-Künstler:innen im Dialog mit den Wissenschaften„ im Münchner Literaturhaus statt. Dabei tauschten sich Menschen aus Wissenschaft und Praxis mit Comicschaffenden darüber aus, wie die Kunstform Comic komplexe Sachverhalte beleuchten und erklären kann. Außerdem gab es drei Masterclasses von namhaften Comickünstler*innen.
Bei allen Veranstaltungen ging es darum, die Arbeitsbedingungen von Zeichner:innen zu thematisieren und die Sichtbarkeit der Kunstform Comic zu erhöhen. Denn Comics oder Graphic Novels sind eine eigenständige Kunstform, die Elemente der Literatur, des Films und der bildenden Kunst vereint. Inhaltlich behandeln sie aktuelle politische Fragen oder gesellschaftliche Phänomene, betreiben geschichtliche Spurensuche oder analytische Wissensvermittlung, zeichnen feinfühlige Psychogramme oder erzählen schräge Fantasy-Geschichten. Comics wollen dokumentieren und unterhalten, sie verbinden Information mit Reflexion, sie stellen Fragen und beziehen Position.
Comic-Zeichner:innen müssen entsprechend viele Fertigkeiten beherrschen: Charakterdesign, Kameraperspektive, Seitengestaltung, Komposition und Typografie, ein Gespür für Timing, Pointe und Dramaturgie. Und sie müssen ihr Thema intellektuell durchdringen und anschaulich aufbereiten. Doch in ihrem Arbeitsalltag sind sie oftmals vor große Herausforderungen gestellt: Die hohen Lebenshaltungskosten in vielen bayerischen Städten erschweren die freie künstlerische Arbeit, die raren (von Förderung ausgeschlossenen) Atelierplätze und der Mangel an niederschwelligen Ausstellungsmöglichkeiten behindern den Schaffensprozess und gleichzeitig seine Sichtbarkeit.
„Comic in Bayern“ ist angetreten, um bereits vorhandene, meist ehrenamtlich entstandene Strukturen der Comic-Szene zu stärken und um Orte für Austausch und Zusammenarbeit zu schaffen. Eine offizielle Anlaufstelle, die Künstler:innen und Institutionen verbindet, soll in einen konstruktiven Dialog mit Interessierten und Förderern treten. In der Kommunikation mit der Öffentlichkeit muss das Medium Comic stärker als eigenständige Kunstform sichtbar werden – dies sind die zentralen Beweggründe für das Netzwerk.