Mo, 6. Mai 2024
news Netzwerktreffen

„Wir brauchen Sichtbarkeit, Förderung, Vernetzung und Diversität!“

Die bayerische Comic-Szene organisiert sich

Gruppenbild der bayerischen Comicszene in der Monacensia
©Dashuber/Hopf

Mehr als 50 Comic-Schaffende aus ganz Bayern haben sich am vergangenen Wochenende in München getroffen, um über ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen. Das Ziel des zweitägigen Netzwerktreffens war es, den Austausch innerhalb der Szene zu verbessern und gemeinsame Ziele für die Zukunft zu erarbeiten. Möglich wurde die Veranstaltung durch eine umfangreiche Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des „Neustart-Pakets Freie Kunst”.

Dabei war die Tagung mit dem Titel „Establishing Shot“ nur der Auftakt eines großangelegten Förderprojekts für die freie Comic-Szene, das bis ins nächste Jahr reichen wird. Markus Blume, der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, betonte in einem verlesenen Statement: „Comics vereinen die Macht der Bilder mit der Kraft des Erzählens. Ihre heutige Bandbreite ist beeindruckend: Comics erklären Wissenschaft, nehmen uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit oder entführen uns in Fantasiewelten. Comic ist Kunst, Erkenntnisinstrument und Erzählmedium zugleich. Gründe genug, um die Comic-Förderung in Bayern voranzutreiben. Mit dem Neustart-Paket Freie Kunst bieten wir unserer lebendigen Comic-Szene eine neue Heimat in der bayerischen Förderlandschaft.“

Comicschaffende sitzen als Gruppe in der Monacensia.
©Dashuber/Hopf

Die Vorträge, für die die Münchner Monacensia im Hildebrandhaus ihre Räume zur Verfügung gestellt hatten, drehten sich um Fragen wie: Worauf muss man bei der Bewerbung um Stipendien und Förderungen achten? Welche Unterstützung brauchen Comic-Schaffende, die gleichzeitig Care-Arbeit leisten? Wie funktioniert die Kooperation mit Institutionen oder Forschungseinrichtungen? Wie fördern wir Diversität und Vielfalt? Und warum berücksichtigen die meisten Förderungen nicht die spezifische Situation von Comic-Schaffenden? Viele Teilnehmer*innen berichteten davon, wie ungeheuer zeitaufwendig die Arbeit an Comics und Graphic Novels ist. „Comic ist nicht Sprint, sondern Marathon“, erklärte die Münchner Comiczeichnerin Barbara Yelin. Das verlange nach anderen Rahmenbedingungen bei der Förderung, ergänzt Zeichner Dominik Wendland. Besonders im Vergleich mit anderen Bundesländern seien die Comic-Studiengänge und Comicförderung in Bayern bisher marginal geblieben. Umso mehr begrüßten die Teilnehmenden das großangelegte Förderprojekt des Freistaates als zukunftsweisenden Startschuss.

©Dashuber/Hopf
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Am Samstagnachmittag berieten Vertreter*innen der wichtigsten bayerischen Institutionen (Comic-Salon, Comicfestival, Comicmuseum, mehrere Comic-Vereine) in einer großen Runde darüber, wie sie sich künftig besser vernetzen können. Alle Institutionen eint die Vision, den Comic als Kunstform besser sichtbar machen zu wollen und sich stärker um Nachwuchs zu kümmern.
Foto: Dashuber/Hopf
In einer Abschlussrunde erarbeiteten die Comic-Schaffenden ihre Forderungen, Visionen und Verbesserungsvorschläge. Zentrale Punkte: “Förderung, die greift – Diversität – Vernetzung – Sichtbarkeit.” Dazu gehören die Gründung einer Interessenvertretung, die als zentraler Ansprechpartner für Institutionen in Freistaat und Kommunen und Medien dienen soll, ein Comic-Zentrum als Ort für Austausch und Veranstaltungen, mehr Förderprogramme für den Nachwuchs und altersunabhängige Unterstützung. Als wichtiges Ziel wurde außerdem die Schaffung von Studiengängen mit Comic-Schwerpunkt an bayerischen Hochschulen anvisiert.

©Dashuber/Hopf; GraphicRecording ©HeikeHaas
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Das Projekt: Das Netzwerktreffen „Establishing Shot“ ist der erste Teil einer Serie von Veranstaltungen zur Stärkung der bayerischen Comic-Szene. Das zweite Format ist die Lesungsreihe „Talking Heads“, die im Herbst und Winter in Comic-Ateliers in München, Nürnberg, Augsburg und Erlangen stattfinden wird. Als öffentliches und überregionales Angebot folgt am 11. Februar 2023 das Symposium „Panel Panel: Bilder für das Unsichtbare. Comic-Künstler*innen im Dialog mit den Wissenschaften“ im Münchner Literaturhaus. Die Initiator*innen sind Barbara Yelin, Dominik Wendland, Anna Fuchs, Jutta Pilgram und Ulrike Bührlen (Organisation). Projektträger ist die Illustratoren Organisation e.V. (IO).